Gedenkveranstaltung der Gedenkstätte Trutzhain am 1. September 2025
Anlässlich des Beginns des Zweiten Weltkrieges am 01. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen, veranstaltete die Gedenkstätte Trutzhain zusammen mit dem DGB Nordhessen ihre alljährliche Gedenkveranstaltung, um der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Die Veranstaltung fand auf der Mahn- und Gedenkstätte Waldfriedhof statt. Neben diversen Redebeiträgen sorgten Schüler und Schülerinnen des Schwalmgymnasiums für die musikalische Begleitung des Programms.
Florian Geißer, DGB-Kreisvorsitzender aus Schwalm-Eder eröffnete die Veranstaltung mit einer Eröffnungsrede. Anschließend ergriff Sebastian Sakautzki, Leiter der Gedenkstätte Trutzhain das Wort und erinnerte an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 86 Jahren. Bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn wurde am 26. September 1939 das STALAG IX A Ziegenhain errichtet. Während des gesamten Krieges waren dort Kriegsgefangene unterschiedlicher Herkunft untergebracht, deren Haftalltag geprägt war vom erzwungenen Arbeitseinsatz und rassistischer Ungleichbehandlung. Besondere Gäste der Veranstaltung waren Vincent Peton und Ernesto Esposito, Nachfahren ehemaliger Kriegsgefangener des STALAG IX A Ziegenhain, aus Frankreich und Italien. Ihre Redebeiträge standen im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung.
Vincent Peton bemüht sich als stellvertretender Vorsitzender des französischen Vereins ADAPG, einem Zusammenschluss von Nachfahren ehemaliger französischer Kriegsgefangener, seit Jahren um eine würdige Erinnerung an französische Kriegsgefangene. Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern und in Kooperation mit der Gedenkstätte stellte er im letzten Jahr sogar eine deutsch-französische Ausstellung auf die Beine, die aktuell in Volvic in Südfrankreich zu besichtigen ist.
Die Verbindung zu Ernesto Esposito und seiner Familie besteht erst seit einem Besuch der Gedenkstätte im vergangenem Jahr. Seitdem konnten mit Hilfe seiner umfangreichen Recherchen zu italienischen Militärinternierten bereits Forschungslücken geschlossen werden. Bevor die beiden Gäste das Wort ergriffen, richtete Tobias Kreuter, Bürgermeister der Stadt Schwalmstadt ein Grußwort an die Versammelten.
In seiner Rede betonte Vincent Peton vor allem wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Schicksale der Menschen, die unter dem Nationalsozialismus litten, wiederzubeleben und an die junge Generation weiterzugeben, wie er es bei seinem Besuch im Schwalmgymnasium am Vormittag bereits getan hatte. Besonders hob er hervor: „Unsere Ausstellung endet jedoch mit dem wohl Schönsten und Hoffnungsvollsten in dieser dunklen Geschichte: den Freundschaften, die zwischen den Nachkommen ehemaliger Häftlinge und den Nachkommen ihrer ehemaligen Arbeitgeber oder anderen deutschen Bürgern entstanden sind und gepflegt werden.“
Ernesto Esposito sprach über die italienischen Kriegsgefangenen, von denen viele 1943 in das Lager nach Ziegenhain kamen und deren Geschichte ein oft vergessener Teil des Zweiten Weltkrieges ist. Besonders wichtig war ihm die Würdigung der Militärinternierten, die trotz unmenschlicher Behandlung ihre Würde und Identität zu wahren suchten. Außerdem rief er zu einem vertieften Nachdenken über diese gemeinsame Geschichte auf.
Das Ende der Veranstaltung wurde durch das Niederlegen von Blumen an den Gräbern und Gedenktafeln eingeleitet. Im Anschluss wurden die Anwesenden in die Räumlichkeiten der Gedenkstätte eingeladen. Dort hatten sie die Möglichkeit mit den internationalen Gästen ins Gespräch zu kommen.
Text: Jana Hammer